Heute wollen wir euch mal etwas „Lesestoff“ über den Tellerrand des UNFAIR MAGS hinaus ans Herz legen. Auch wenn wir uns ganz klar für die begnadetsten Journalisten jenseits des Springer Verlags halten, gibt es wohlmöglich doch noch ein paar Leute, die uns mit ihrem Können um eine Nasenspitze voraus sind. Darunter fällt unserer Meinung nach Jana Simon, die mit ihrer Reportage in Buchform „Denn wir sind anders“ (leserlich wie ein Roman) dafür gesorgt hat, dass die Herrschaften von Netflix für ein paar Abende auf unsere Aufmerksamkeit verzichten mussten.
„Denn wir sind anders“ fängt da an, wo Thomas Brussigs „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ aufhört. Eine harte und realistische Wendegeschichte, die sich um das Leben des Felix S., einem Freund von Jana Simon mit südafrikanischen Wurzeln dreht. Felix, der mit seiner Mutter in Ostberlin aufwächst, ist ein leidenschaftlicher Kickboxer der in der Wendezeit in die organisierte Berliner Hooliganszene abdriftet. Ein farbiger, kampferprobter Junger Mann in einer Szene, die zu diesem Zeitpunkt für Fremdenhass und Rassismus bekannt ist und in dieser auf Respekt und Akzeptanz stößt. Eine große Rolle spielt hier der Zusammenhalt respektive in Ostberlin. Nachdem Felix an dem Versuch erfolgreich sein Abitur zu absolvieren scheitert, und die Aussichten auf ein normales Leben für ihn sich eher als gering abzeichnen, wählt er den Weg auf die schiefe Bahn. Beginnend als Türsteher taucht er in Berlins Unterwelt ein und macht weder vor Drogenhandel noch vor gezielten Gewaltakten halt. Als im Jahr 2000 der Prozess gegen das „Berliner Hooligan Kartell“ gemacht wird, sitzt Felix als einer der 8 Angeklagten vor Gericht. Unter anderem wird der Bande Autoschieberei, Prostitution und der Handel mit 60kg Kokain vorgeworfen. Jana Simon, die Felix aus den Augen verloren hatte und erst kurz davor wiedergetroffen hat, ist schockiert. Ihr Freund wird zur 4,5 Jahren Haft verurteilt und nimmt sich kurz darauf im Gefängnis das Leben.
Eine Story, die auf wahren Begebenheiten basiert und in unseren Augen packender nicht sein könnte. Auch wenn wir nicht die typischen Leseratten sind, hat sich dieses Buch auf jeden Fall gelohnt. Da das gute Stück allerdings schon ein paar Tage alt ist, ist es relativ schwierig eine ungebrauchte Ausgabe zu ergattern. Second Hand ist also angesagt. Das World Wide Web bietet hier zum Glück ausreichend Möglichkeiten, so dass ihr gut und gerne selbst von der Qualität des Schinkens überzeugen könnt.